Awareness-Veranstaltung zu Unconscious Bias
Das Interesse an der Awareness-Veranstaltung zu Unconscious Bias am 24.4. war groß und der Wilhelm-Köhler-Saal dementsprechend gut gefüllt.
30.04.2024 von cb, mh, mk
Bei Vorträgen von Professorin Jutta Allmendinger und Bea Knecht, einer Podiumsdiskussion und der aktiven Teilnahme des Publikums wurden die unsichtbaren Barrieren aufgrund von unbewussten Vorurteilen gegenüber Personengruppen beleuchtet. Die Teilnehmenden konnten vielfältige Maßnahmen und Strategien aus der Awareness-Veranstaltung mitnehmen, um Unconscious Bias zu begegnen und entgegenzuwirken. Die Veranstaltung war der Auftakt zum Diversity Month Mai 2024 an der TU Darmstadt.
„Unconscious Bias“ bedeutet aus dem Englischen übersetzt unbewusste Voreingenommenheit. Tritt dies geschlechtsbezogen auf, kommt es zum sogenannten „Gender Bias“, auf den die Veranstaltung vorrangig abzielte, aber auch „Age Bias“, „Race Bias“ und weitere unbewusste Voreingenommenheit aufgrund der sozialen Herkunft oder Körperbeschaffenheit waren Thema. Damit knüpfte die Awareness-Veranstaltung an Aktivitäten an der TU Darmstadt für einen bewussten Umgang mit unbewussten Denkmustern an, wie zum Beispiel dem Unconscious Bias Training für alle Beschäftigten und Studierende, welches als E-Learning in Moodle selbständig durchgeführt werden kann. Ein bewusster Umgang ist für die Einschätzung von akademischen und beruflichen Leistungen, bei Personalentscheidungen und Berufungsverfahren von besonderer Bedeutung.
Frau Professorin Jutta Allmendinger, Direktorin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB), gab in ihrem Vortrag einen Überblick zum Forschungsstand, der offenlegt, wie Vorurteile und Stereotype noch immer zur Benachteiligung von Frauen führen. So zeigte eine Studie, dass Personalverantwortliche Frauen in Bewerbungsverfahren eher ablehnen würden, wenn diese sich mit einer kurze Elternzeit von zwei Monaten im Lebenslauf bewarben. Ihnen wurde zugeschrieben, dass sie zu dominant und nicht Teamfähig seien. Bei Männern hingegen hatte die Dauer der Elternzeit im Lebenslauf keinen Einfluss auf die Beschäftigungschancen. Professorin Allmendinger beließ es nicht bei dieser umfangreichen und eindrucksvollen Analyse von Unconscious Bias. Sie hatte zahlreiche Empfehlungen im Gepäck, was auf struktureller und individueller Ebene für den Abbau der unbewussten Denkmuster und Barrieren hin zu einer gerechteren Gesellschaft getan werden kann. Auf struktureller Ebene sprach sie bspw. den Abbau des Ehegatten-Splittings an, auf individueller Ebene seien etwa regelmäßige Selbsttests eine Möglichkeit, um sich unbewusster Voreingenommenheit bewusst zu werden.
Bringen Sie sich (...) in die Arbeitswelt ein und verfolgen Sie einen Karriereplan
Bea Knecht, Zattoo (Vizepräsidentin des Verwaltungsrats)
Die zweite Keynote Speakerin Bea Knecht, Gründerin und Vorständin des Internet-TV-Unternehmers Zattoo, erzählte ihre persönliche Geschichte. Sie erreichte große berufliche und akademische Erfolge, war aber nach einem Unfall gesundheitlich eingeschränkt und musste sich ins Leben zurückkämpfen. Als Mitglied der LBGTQ+ Gemeinschaft war sie Vorurteilen gegenüber Transgender und Frauen ausgesetzt. Diese Erfahrungen motivierten Bea Knecht, sich für Gleichstellung von Frauen und Transgender zu engagieren. In ihrem Vortrag ermutigte sie dazu, sich Ziele zu setzen und diese trotz Widrigkeiten, althergebrachter Strukturen und Kulturen zu erreichen – durch Widerstandsfähigkeit und aktive Gestaltung des eigenen Lebensweges. Karriere-Rückschläge sollten nicht als individuelle Niederlagen betrachtet werden. Bea Knecht riet dazu: „Bringen Sie sich wieder in die Arbeitswelt ein und verfolgen Sie einen Karriereplan.“
Auf dem Podium im Anschluss teilten Bea Knecht, Dorothee Ebert, Karoline Hinkfoth und Professorin Janine Wendt ihre fachlichen und persönlichen Perspektiven, um sie in unserer täglichen Praxis für Vielfalt und Chancengleichheit einzusetzen. Dorothee Ebert verfasste ein Buch „Nie mehr Ladies first“ zu Gender Bias im beruflichen Kontext. Karoline Hinkfoth machte sich mit Workshops zu Diskriminierung selbständig. Janine Wendt ist Professorin für Bürgerliches Recht und Unternehmensrecht am Fachbereich Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an der TU Darmstadt und engagiert sich in der Gleichstellungskommission für Gleichstellung und Diversität. Fazit der Diskussion war die gemeinsame Auffassung, dass Solidarität als Schlüssel für eine gerechtere und inklusivere Gesellschaft betrachtet werden kann.
Während der gesamten Veranstaltung wurde das Publikum interaktiv durch die Moderation von Dr. Annette Glathe, Leitung des Arbeitsbereichs Weiterbildung in der Hochschuldidaktischen Arbeitsstelle an der TU Darmstadt, und Kersten Riechers, Gründer der Agentur quäntchen + glück, eingebunden. Zum Abschluss der Veranstaltung konnten sich die Referierenden und Teilnehmenden der Veranstaltung bei einem kleinen Snack kennenlernen und austauschen.
Die Veranstaltung war ein Angebot der des dezentralen Gleichstellungsbeauftragten, das sich an alle Mitarbeitenden und Studierenden der TU Darmstadt richtete. Unterstützt wurde das Angebot durch das Dekanat des Fachbereichs, dem Fachbereichs Rechts- und Wirtschaftswissenschaften und dem Projekt zentralen Gleichstellungsbüro. Whitebox
Mehr zur Awareness-Veranstaltung und den Teilnehmenden erfahren Sie auf der . Website der Gleichstellungsbeauftragten des Fachbereichs Rechts- und Wirtschaftswissenschaften
Das Programm des Diversity Day & Month 2024 an der TU Darmstadt finden Sie auf der . Website der TU Darmstadt